Die Wandmalereien
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Die Wandmalereien
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Auch wenn dieser Abschnitt der Via Baldini nicht direkt auf den Kanalhafen blickt, ist das Meer dank der Kreativität der Künstler aus Cesenatico auch bis hierher gekommen. Im Jahre 1977 malten sie diese 12 Wandgemälde auf die Außenmauer des Kapuzinerklosters und erschufen dadurch die Illusion einer Loggia. Ich präsentiere sie Ihnen, eine nach der anderen, von links beginnend: Das Wrack des Bootes von Gastone Mercuriali, der improvisierte Sonnenschirm mit dem Stuhl am Meer von Luciano Arfilli, die Fischer mit den Netzen von Pino Casali, ein weiteres Wrack von Mercuriali, die Fischerhütten von Paola Petrini, die Felsbrocken von Mazzanti, der Hafenkanal von Sergio Trebbi, die alte Festung und die Fischerhütten von Franca Pericoli, die beiden Boote von Mara Caimmi, das in den Hafen einlaufende Boot von Nicola Di Bartolomeo, die beiden großen Fischerhände von Peter Knau und die Fische von Tonino Cortesi.
Es war nicht das erste Mal, dass die einheimischen Künstler in Cesenatico das Meer an die Wände malten. Soweit ich mich erinnern kann, war es Walter Masotti, der 1975 den einzigartigen und wunderschönen Hafenkanal in der „Piazzetta delle Erbe“ malte. 1976 ließen fast alle Badeanstalten die Fassaden ihrer Betonkabinen frei, um darauf Wandmalereien zu schaffen. Das war eine schöne Initiative. Schade, daß man dann begann, sie Jahr für Jahr alle zu übermalen, und so verschwanden diese Werke.
Im Jahr 1976 malte Mercuriali zwei große Wandgemälde im ehemaligen Gebäude der Coop, der heutigen Kunstgalerie. Viele Jahre später gingen sie leider an zwei große Fenster verloren. Ich, der 1960 geboren wurde, erlebte den künstlerischen Aufschwung jener Zeit als angehender Maler. Die bekanntesten Künstler wie Mercuriali, Masotti und Casali stellten in ihren Ateliers aus. Diejenigen, die über kein eigenes Atelier verfügten, bildeten 1973-1974 das Malerkollektiv von Cesenatico. Im Sommer stellten sie ihre Werke abends in der Gasse „Vicolo della Torre“ hinter dem Platz „Piazza Ciceruacchio“ aus. Damals waren es die Künstler, die bei den Betrachtern zu einer spontanen Beziehung zu den Mitbürgern und den Urlaubern führten.
Die Wandmalereien der Via Baldini, die durch den Lauf der Zeit sowie das Klima einer Küstenstadt erodiert sind, wurden zweimal restauriert: 1997, zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung, und dann 2011, als drei der Künstler, die sie gemalt hatten, es auf sich nahmen, nicht nur ihre eigenen, sondern auch allen anderen neues Leben einzuhauchen. Dies war dank der Unterstützung der Cooperativa Esercenti Stabilimenti Balneari (Genossenschaft der Eigentümer von Badeanstalten) der Gemeinde von Cesenatico möglich. Der letzte Eingriff erfolgte 2021, als ich die beiden Mercuriali-Werke restaurierte. Während meiner Arbeit wurde mir bewusst, wie sehr die Einwohner von Cesenatico an diesen Wandbildern hängen. Viele haben mich ermutigt und gesagt: „Gut gemacht, es wurde auch Zeit!“ Das Band, daß mich mit Mercuriali verbindet, hat seine Wurzeln in der Vergangenheit. Als ich damals, noch ein Kind der Saffi-Grundschule, welche sich gleich dahinter befand, mit meinem Großvater oder meiner kleinen Schwester an den Mauern der Mönche entlangging. Der Moment, auf den ich mich am meisten freute, war, wenn wir am Ende dieser Straße an der Kreuzung mit der Viale Roma ankamen, denn dort auf der anderen Straßenseite mit der Hausnummer 20 befand sich sein Künstleratelier. In den darauffolgenden Jahren besuchte ich ihn oft und folgte seinen Umsiedlungen des Ateliers, zunächst in die Viale Abba und dann auf den Platz „Piazza Ciceruacchio“. Ich fragte ihn, ob ich eintreten dürfte, um seine Werke zu sehen, und er empfing mich immer wohlwollend. Er erlaubte mir, ihm beim Malen hinter einer Trennwand zuzusehen. Ein paar Mal haben wir am Hafenkanal mit wackelnden Beinen nebeneinander sitzend Boote gemalt. Mercurialis Werkstatt in der Viale Roma befand sich im Erdgeschoß und seine Wohnung im Obergeschoß. Es gibt etwas, das dieses Gebäude einzigartig macht: In den 1990er Jahren hat der Künstler die Fassade mit Fresken bemalt und dabei ein zauberhaftes Nebeneinander von Figuren, Tieren, stiller Natur, Amazonen und Seejungfrauen entstehen lassen. Diese bevölkern fantastische Landschaften, in denen man, wenn man genau hinsieht, das Cesenatico der Vergangenheit mit seinen verschiedenen Fischerbooten sowie anderen Booten, die noch aufrecht erhaltenen Rocca (einst ein Turm), die alte Gemeinde, die Kirche San Giacomo von hinten gesehen (wie man sie ansonsten nie sieht) und – unweigerlich – den Kanalhafen erkennen kann. Wenn ihr jetzt diese Straße bis zum Ende hinuntergeht, stehen bleibt und die Augen nach oben richtet, könnt auch ihr euch verzaubern lassen.
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Auch wenn dieser Abschnitt der Via Baldini nicht direkt auf den Kanalhafen blickt, ist das Meer dank der Kreativität der Künstler aus Cesenatico auch bis hierher gekommen. Im Jahre 1977 malten sie diese 12 Wandgemälde auf die Außenmauer des Kapuzinerklosters und erschufen dadurch die Illusion einer Loggia. Ich präsentiere sie Ihnen, eine nach der anderen, von links beginnend: Das Wrack des Bootes von Gastone Mercuriali, der improvisierte Sonnenschirm mit dem Stuhl am Meer von Luciano Arfilli, die Fischer mit den Netzen von Pino Casali, ein weiteres Wrack von Mercuriali, die Fischerhütten von Paola Petrini, die Felsbrocken von Mazzanti, der Hafenkanal von Sergio Trebbi, die alte Festung und die Fischerhütten von Franca Pericoli, die beiden Boote von Mara Caimmi, das in den Hafen einlaufende Boot von Nicola Di Bartolomeo, die beiden großen Fischerhände von Peter Knau und die Fische von Tonino Cortesi.
Es war nicht das erste Mal, dass die einheimischen Künstler in Cesenatico das Meer an die Wände malten. Soweit ich mich erinnern kann, war es Walter Masotti, der 1975 den einzigartigen und wunderschönen Hafenkanal in der „Piazzetta delle Erbe“ malte. 1976 ließen fast alle Badeanstalten die Fassaden ihrer Betonkabinen frei, um darauf Wandmalereien zu schaffen. Das war eine schöne Initiative. Schade, daß man dann begann, sie Jahr für Jahr alle zu übermalen, und so verschwanden diese Werke.
Im Jahr 1976 malte Mercuriali zwei große Wandgemälde im ehemaligen Gebäude der Coop, der heutigen Kunstgalerie. Viele Jahre später gingen sie leider an zwei große Fenster verloren. Ich, der 1960 geboren wurde, erlebte den künstlerischen Aufschwung jener Zeit als angehender Maler. Die bekanntesten Künstler wie Mercuriali, Masotti und Casali stellten in ihren Ateliers aus. Diejenigen, die über kein eigenes Atelier verfügten, bildeten 1973-1974 das Malerkollektiv von Cesenatico. Im Sommer stellten sie ihre Werke abends in der Gasse „Vicolo della Torre“ hinter dem Platz „Piazza Ciceruacchio“ aus. Damals waren es die Künstler, die bei den Betrachtern zu einer spontanen Beziehung zu den Mitbürgern und den Urlaubern führten.
Die Wandmalereien der Via Baldini, die durch den Lauf der Zeit sowie das Klima einer Küstenstadt erodiert sind, wurden zweimal restauriert: 1997, zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung, und dann 2011, als drei der Künstler, die sie gemalt hatten, es auf sich nahmen, nicht nur ihre eigenen, sondern auch allen anderen neues Leben einzuhauchen. Dies war dank der Unterstützung der Cooperativa Esercenti Stabilimenti Balneari (Genossenschaft der Eigentümer von Badeanstalten) der Gemeinde von Cesenatico möglich. Der letzte Eingriff erfolgte 2021, als ich die beiden Mercuriali-Werke restaurierte. Während meiner Arbeit wurde mir bewusst, wie sehr die Einwohner von Cesenatico an diesen Wandbildern hängen. Viele haben mich ermutigt und gesagt: „Gut gemacht, es wurde auch Zeit!“ Das Band, daß mich mit Mercuriali verbindet, hat seine Wurzeln in der Vergangenheit. Als ich damals, noch ein Kind der Saffi-Grundschule, welche sich gleich dahinter befand, mit meinem Großvater oder meiner kleinen Schwester an den Mauern der Mönche entlangging. Der Moment, auf den ich mich am meisten freute, war, wenn wir am Ende dieser Straße an der Kreuzung mit der Viale Roma ankamen, denn dort auf der anderen Straßenseite mit der Hausnummer 20 befand sich sein Künstleratelier. In den darauffolgenden Jahren besuchte ich ihn oft und folgte seinen Umsiedlungen des Ateliers, zunächst in die Viale Abba und dann auf den Platz „Piazza Ciceruacchio“. Ich fragte ihn, ob ich eintreten dürfte, um seine Werke zu sehen, und er empfing mich immer wohlwollend. Er erlaubte mir, ihm beim Malen hinter einer Trennwand zuzusehen. Ein paar Mal haben wir am Hafenkanal mit wackelnden Beinen nebeneinander sitzend Boote gemalt. Mercurialis Werkstatt in der Viale Roma befand sich im Erdgeschoß und seine Wohnung im Obergeschoß. Es gibt etwas, das dieses Gebäude einzigartig macht: In den 1990er Jahren hat der Künstler die Fassade mit Fresken bemalt und dabei ein zauberhaftes Nebeneinander von Figuren, Tieren, stiller Natur, Amazonen und Seejungfrauen entstehen lassen. Diese bevölkern fantastische Landschaften, in denen man, wenn man genau hinsieht, das Cesenatico der Vergangenheit mit seinen verschiedenen Fischerbooten sowie anderen Booten, die noch aufrecht erhaltenen Rocca (einst ein Turm), die alte Gemeinde, die Kirche San Giacomo von hinten gesehen (wie man sie ansonsten nie sieht) und – unweigerlich – den Kanalhafen erkennen kann. Wenn ihr jetzt diese Straße bis zum Ende hinuntergeht, stehen bleibt und die Augen nach oben richtet, könnt auch ihr euch verzaubern lassen.
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Auch wenn dieser Abschnitt der Via Baldini nicht direkt auf den Kanalhafen blickt, ist das Meer dank der Kreativität der Künstler aus Cesenatico auch bis hierher gekommen. Im Jahre 1977 malten sie diese 12 Wandgemälde auf die Außenmauer des Kapuzinerklosters und erschufen dadurch die Illusion einer Loggia. Ich präsentiere sie Ihnen, eine nach der anderen, von links beginnend: Das Wrack des Bootes von Gastone Mercuriali, der improvisierte Sonnenschirm mit dem Stuhl am Meer von Luciano Arfilli, die Fischer mit den Netzen von Pino Casali, ein weiteres Wrack von Mercuriali, die Fischerhütten von Paola Petrini, die Felsbrocken von Mazzanti, der Hafenkanal von Sergio Trebbi, die alte Festung und die Fischerhütten von Franca Pericoli, die beiden Boote von Mara Caimmi, das in den Hafen einlaufende Boot von Nicola Di Bartolomeo, die beiden großen Fischerhände von Peter Knau und die Fische von Tonino Cortesi.
Es war nicht das erste Mal, dass die einheimischen Künstler in Cesenatico das Meer an die Wände malten. Soweit ich mich erinnern kann, war es Walter Masotti, der 1975 den einzigartigen und wunderschönen Hafenkanal in der „Piazzetta delle Erbe“ malte. 1976 ließen fast alle Badeanstalten die Fassaden ihrer Betonkabinen frei, um darauf Wandmalereien zu schaffen. Das war eine schöne Initiative. Schade, daß man dann begann, sie Jahr für Jahr alle zu übermalen, und so verschwanden diese Werke.
Im Jahr 1976 malte Mercuriali zwei große Wandgemälde im ehemaligen Gebäude der Coop, der heutigen Kunstgalerie. Viele Jahre später gingen sie leider an zwei große Fenster verloren. Ich, der 1960 geboren wurde, erlebte den künstlerischen Aufschwung jener Zeit als angehender Maler. Die bekanntesten Künstler wie Mercuriali, Masotti und Casali stellten in ihren Ateliers aus. Diejenigen, die über kein eigenes Atelier verfügten, bildeten 1973-1974 das Malerkollektiv von Cesenatico. Im Sommer stellten sie ihre Werke abends in der Gasse „Vicolo della Torre“ hinter dem Platz „Piazza Ciceruacchio“ aus. Damals waren es die Künstler, die bei den Betrachtern zu einer spontanen Beziehung zu den Mitbürgern und den Urlaubern führten.
Die Wandmalereien der Via Baldini, die durch den Lauf der Zeit sowie das Klima einer Küstenstadt erodiert sind, wurden zweimal restauriert: 1997, zwanzig Jahre nach ihrer Entstehung, und dann 2011, als drei der Künstler, die sie gemalt hatten, es auf sich nahmen, nicht nur ihre eigenen, sondern auch allen anderen neues Leben einzuhauchen. Dies war dank der Unterstützung der Cooperativa Esercenti Stabilimenti Balneari (Genossenschaft der Eigentümer von Badeanstalten) der Gemeinde von Cesenatico möglich. Der letzte Eingriff erfolgte 2021, als ich die beiden Mercuriali-Werke restaurierte. Während meiner Arbeit wurde mir bewusst, wie sehr die Einwohner von Cesenatico an diesen Wandbildern hängen. Viele haben mich ermutigt und gesagt: „Gut gemacht, es wurde auch Zeit!“ Das Band, daß mich mit Mercuriali verbindet, hat seine Wurzeln in der Vergangenheit. Als ich damals, noch ein Kind der Saffi-Grundschule, welche sich gleich dahinter befand, mit meinem Großvater oder meiner kleinen Schwester an den Mauern der Mönche entlangging. Der Moment, auf den ich mich am meisten freute, war, wenn wir am Ende dieser Straße an der Kreuzung mit der Viale Roma ankamen, denn dort auf der anderen Straßenseite mit der Hausnummer 20 befand sich sein Künstleratelier. In den darauffolgenden Jahren besuchte ich ihn oft und folgte seinen Umsiedlungen des Ateliers, zunächst in die Viale Abba und dann auf den Platz „Piazza Ciceruacchio“. Ich fragte ihn, ob ich eintreten dürfte, um seine Werke zu sehen, und er empfing mich immer wohlwollend. Er erlaubte mir, ihm beim Malen hinter einer Trennwand zuzusehen. Ein paar Mal haben wir am Hafenkanal mit wackelnden Beinen nebeneinander sitzend Boote gemalt. Mercurialis Werkstatt in der Viale Roma befand sich im Erdgeschoß und seine Wohnung im Obergeschoß. Es gibt etwas, das dieses Gebäude einzigartig macht: In den 1990er Jahren hat der Künstler die Fassade mit Fresken bemalt und dabei ein zauberhaftes Nebeneinander von Figuren, Tieren, stiller Natur, Amazonen und Seejungfrauen entstehen lassen. Diese bevölkern fantastische Landschaften, in denen man, wenn man genau hinsieht, das Cesenatico der Vergangenheit mit seinen verschiedenen Fischerbooten sowie anderen Booten, die noch aufrecht erhaltenen Rocca (einst ein Turm), die alte Gemeinde, die Kirche San Giacomo von hinten gesehen (wie man sie ansonsten nie sieht) und – unweigerlich – den Kanalhafen erkennen kann. Wenn ihr jetzt diese Straße bis zum Ende hinuntergeht, stehen bleibt und die Augen nach oben richtet, könnt auch ihr euch verzaubern lassen.